Auf 'ne Stulle mit Fotografin & Regisseurin Julia Schönstädt

 

PORNO!

 

Danke, dass Sie mir nun Ihre Aufmerksamkeit schenken. Die möchte ich beherzt auf die Ladung schonungsloser Klugheiten lenken, die die Londoner Regie-und Photographie-Besonderheit Julia Schönstädt abgeworfen hat. Julia fotografiert nicht nur ausdrucksstarke Porträts und dreht auffällig ästhetische Adult-Only-Filme, sie ist dazu auch noch sehr gut erzogen. Ihre glutenfreie Stulle hat sie in höllencooler Daddy-Attitüde gehorsam aufgegessen und meine neugierigen Fragen nach dem besten Pornodreh-Catering, dem Lernpotential queer-feministischer Erwachsenenstreifen für Cis-Männer und dem besten Prä-Sex-Restaurant ganz im Konsens beantwortet. Alles kann nun werktags von 9-18Uhr im Folgenden nachgelesen werden:

 

Wohl bekommt’s.

 

Was haben ein guter Porno und gutes Essen gemein?

Beides wird fair produziert und hat deshalb seinen Preis. 

Wahrscheinlich wird beides mit der richtigen Gesellschaft auch genussvoller.

 

Was treibt dich an?

Ein innerer Drang, Dinge zu kreieren – ein kontinuierlicher Impuls für kreative Schaffensprozesse. Das, und eine Neugierde für Menschen und das Bedürfnis etwas Gutes zu tun. 

 

Wie feiert ihr nach Drehschluss?

Was ich nach Drehschluss brauche, ist eine Deep-Tissue-Massage und ganz viel Schlaf. Wir feiern, wenn der Schnitt fertig ist. Und zwar mit eigenem Floor und Visuals. Coco, meine Produzentin, ist DJane und ich mache dann Visuals aus unseren Filmen. Veranstalter buchen uns dann als Sugar Town und bekommen Musik mit erotischen Visuals. 2019 haben wir die offizielle Kölner CSD Eröffnungs-Party veranstaltet. So feiern wir. 

 

Welches Lebensmittel gibt es für welche Mainstream-Porno-Botschaft ins Gesicht?

Ich würde wohl eher zum Stück Torte einladen und dann mit Mainstream-Produzent*innen sehr leidenschaftlich darüber diskutieren, warum Pornographie gut ohne die Objektifizierung von Frauen, wohl aber über Genuss und Intimität funktionieren kann.

 

Feministischer Porno in 3 Worten:

Authentisch, mutig und fair.

 

Warum sollten wir mehr feministische Pornos gucken?

Ich würde mir wünschen, dass Leute beginnen zu verstehen, dass man als Konsument*in Verantwortung trägt – das ist beim Porno nichts anderes als bei Lebensmitteln oder Mode. Qualität hat immer einen Preis und wem es wichtig ist, dass Frauen nicht dazu gedrängt werden Dinge zu tun, die Grenzen überschreiten, sie nicht zu Lust-Objekten reduziert werden und eine unhaltbare Vorstellung von Sex verbreiten, der sollte definitiv sogenannte feministische Pornos schauen. 

 

Was entgegnest du auf Familienfeiern, wenn du nach deiner beruflichen Entwicklung gefragt wirst?

Da Adult-Filme ja nur einen Teil der Dinge darstellen, an denen ich arbeite, habe ich immer genug von anderen Projekten zu erzählen. Ich rede aber ganz offen mit meinen Eltern darüber und jede*r, der*die meinen Namen googelt oder mir auf Instagram folgt, kann das auch sehen. Also ich verstecke diese Arbeit nicht. Immerhin mache ich sie ja unter meinem bürgerlichen Namen. Natürlich muss ich immer ein wenig abschätzen, wen ich vor mir habe, aber in den meisten Fällen bin ich recht offen.

 

Was können heterosexuelle Cis-Männer von queeren Pornos lernen?

Heterosexuelle Cis-Männer können lernen, dass Sex nicht mit ihrem Verlangen beginnt und mit dem männlichen Höhepunkt endet. Ich hoffe, sie können viel lernen über Intimität und sexuelles Begehren bzw. sexuelle Befriedigung von Frauen. Vor allem hoffe ich, dass sie lernen auf Frauen einzugehen. Vielleicht auch, dass Kommunikation ein ebenso wichtiger Teil von gutem Sex ist. Aber das würde ich nicht allein queeren Pornos zuschreiben. 

 

Welches Catering braucht es für einen guten Drehtag?

Ein gesundes und nicht zu schweres Catering. Besonders für die Performer*innen ist es wichtig, dass sie sich nicht zu voll fühlen – also gut Verdauliches. Da ich sowieso vegetarisch, laktose- und gluten-intolerant bin, lege ich immer Wert auf ein ausgewogenes und gesundes Catering, das Optionen für alle bietet. Aber natürlich arbeitet die Crew körperlich hart, da muss es auch genügend Langanhaltendes geben. Es ist also eine kleine kulinarische Herausforderung.

 

Dein größtes Talent?

Ich glaube, meine Kreativität, besonders im Visuellen, gepaart mit einer Einfühlsamkeit und ein Gespür für Menschen, ist eine meiner größten Stärken.

 

Wie beeinflusst deine Arbeit deinen eigenen Umgang mit Sexualität?

Ich glaube, die Arbeit hat mein Bewusstsein sehr geschärft in Bezug auf Kommunikation und welchen Unterschied ein solches Eintunen zwischen Partner*innen macht. Außerdem hat es mich sehr sensibilisiert dafür, wie wichtig das Abstecken von Grenzen ist und die Tatsache, dass diese extrem individuell sind. Die Arbeit hat mich gelehrt, dass man nie Dinge voraussetzen darf.

 

In welches Restaurant müssen wir essen gehen, um danach guten Sex zu haben (dein Restauranttipp)?

Da ich mit glutenfrei, lactosefrei und veggie immer eher Schwierigkeiten habe mit dem aushäusig essen in London, bin ich für Läden wie Mildreds total dankbar. Die machen vegane Küche total toll und haben ein schönes Ambiente dazu. Oftmals finde ich haben vegane Läden so etwas von Öko-Kantine, aber da gehe ich total gerne hin.

 

Worauf möchtest du in deiner Arbeit und beim Essen nicht verzichten?

Für mich steht Qualität immer vor Quantität. Das ist ein Grundsatz bei der Arbeit und beim Essen. Ich hatte schon immer etwas gegen große Kompromisse, aber ich glaube damit geht auch eine gewisse Integrität einher, auf die ich nicht verzichten möchte.

 

Quickies:

 

Zigarette oder Stulle danach?

Mein heutiges Ich wählt definitiv die Stulle. Mein 20-jähriges Ich hätte auf jeden Fall die Zigarette genommen.

 

Bett oder Küchentisch?

Küchentisch.

 

Frauen und Essen… können das Beste am ganzen Abend sein oder dir schwer im Magen liegen.

 

Mainstream-Porno… braucht dringend einen Richtungswechsel.

 

Orgasmen und Veganismus… können nicht erzwungen werden. Aber wäre trotzdem schön, wenn sie weiter verbreitet wären.

 

Meine Vision… ist gold-farben.

 

Dein letztes Wort: ist immer Liebe.

 

Julia wünschte sich eine vegetarische, gluten- und lactosefreie Überraschungsstulle. Sie bekam glutenfreies Brot mit Hummus, Kumato-Tomaten, Zucchini, Traubenbalsamico, Meersalz und schwarzen Kampot-Pfeffer.

 

Wer Julia im Internet besuchen möchte, findet sie hier:

 

 Photographer London I Julia Schönstädt (schonstadt.com)

 

Geschmackssinniges, September 2021.

 

Auf 'ne Stulle mit Politikerin Tessa Ganserer

 

 

Tessa Ganserer ist gerade auf dem Weg in den Bundestag. Damit sie da im September auch gestärkt ankommt, habe ich ihr sicherheitshalber noch ihre Wunschstulle geschmiert. Die Grünen-Politikerin ist Mitglied des Bayerischen Landtags und die erste Abgeordnete in Deutschland, die sich öffentlich als trans Frau geoutet hat. Für welche trans* Klischees es welche Torte ins Gesicht gibt, welches Getränk sie Annalena Baerbock ausgibt, wenn sie Kanzlerin wird und welches Gericht sie anlässlich der Party kochen würde, mit der wir die Änderung des entwürdigenden Transsexuellengesetzes in ein Selbstbestimmungsgesetz feiern würden, erliest sich hier:

 

Als erste Abgeordnete in einem deutschen Parlament (und hoffentlich bald im Bundestag), die sich während ihrer Amtszeit als trans* geoutet hat, stehst du nicht nur als Politikerin im Fokus, sondern auch immer mit deiner Privatperson. Das ist energieraubend. Womit stärkst du dich, wenn der politische und mentale Druck dir Energie zieht?

Mit frischer Waldluft und einem Stück Torte. Von Schokotorte über Käse-Sahne bis Schwarzwälder Kirsch darf es alles sein. Dazu ein guter Kaffee und ich bin zufrieden.

 

Solltest du im Herbst als Abgeordnete in den Bundestag einziehen, welches Lebensmittel dürfte in der Kantine nicht fehlen?

Also nach 8 Jahren bayerischer Landtag habe ich jetzt von Weißwurst und Leberkäs‘ reichlich genug. Nicht fehlen dürften gute vegetarische Nudelgerichte.

 

Bitte beende folgende Satzanfänge:

 

Politik und Essen… sind manchmal schwer in Einklang zu bringen.

 

LGBTIQ-Rechte und Bayern… kommen im Koalitionsvertrag von Markus Söder und Hubert Aiwanger mit keiner Silbe vor, obwohl das Land bunter ist als das Papier, auf dem die beiden ihren Koalitionsvertrag unterzeichnet haben.

 

Klischees und Kaffee… passen für mich in keinen Satz, weil ich erstere total ablehne und ich zweiteres für mein Leben gerne trinke.

 

Die eigene Geschlechtsidentität und das Lieblingsessen… legt jeder Mensch für sich selber fest.

 

Wofür würdest du deine politische Verantwortung im Bundestag hauptsächlich einsetzen wollen?

Hauptsächlich für die Rechte von queeren Menschen und insbesondere die von trans*, inter* und non-binären Menschen. Konkret geht es dabei darum, das entwürdigende Transsexuellengesetz durch ein Selbstbestimmungsgesetz zu ersetzen. Es geht aber auch darum, die medizinische Versorgung von trans* Personen zu verbessern und für mehr gesellschaftliche Akzeptanzarbeit zu sorgen, denn gesellschaftliche Akzeptanz können wir im Deutschen Bundestag nicht per Gesetz beschließen. Dafür braucht es eine Haltung in der Politik, die muss man vorleben, dafür braucht es aber auch Aufklärung und das geht nur mit finanziellen und personellen Ressourcen, um diese Arbeit leisten zu können.

 

Wenn das TSG dann hoffentlich bald zu einem wirklichen Selbstbestimmungsgesetz geworden ist, wen würdest du zu einem Festmahl einladen und was würdest du kochen?

Die Freund*innen der  dgti e.V. und alle trans* Aktivist*innen, die ich in den letzten Jahren kennen lernen durfte. Da sind so wunderbare Menschen dabei. Ich würde wohl mit der Aufzählung gar nicht fertig werden und es wäre ungerecht, nur ein paar zu nennen. Wichtig wäre mir, dass nicht nur die kommen, die in den letzten Jahren ohnehin mediale Aufmerksamkeit bekommen haben, sondern die vielen, die in Selbsthilfeorganisationen ehrenamtlich unermüdliche Arbeit leisten, um die Alltagssituationen und Lebenswirklichkeiten von Freund*innen zu verbessern. Sie hätten es alle verdient, zu einem rauschenden Fest eingeladen zu werden und nach einem großen Buffet dürfte ein guter Apfelstrudel mit Vanillesoße für alle nicht fehlen.

 

Was waren für dich bisher die schönsten Momente und die anstrengendsten in deiner Rolle als queerpolitische Sprecherin der Grünen?

Der schönste Tag war, als die CSU ihren Widerstand aufgegeben hat bei einer langjährigen Forderung von uns. Bayern ist ja das einzige Bundesland, das noch keinen Aktionsplan für die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt hat und die CSU hatte jahrzehntelang jede Initiative im Bereich Queerpolitik der Opposition abgeschmettert. Es gab auch keinen einzelnen Cent für Akzeptanzarbeit vom Freistaat Bayern und als die CSU letztes Jahr angekündigt hat, dass sie zum ersten Mal für das Jahr 2021 400.000 Euro für LSBTIQ-Beratungsstellen bereitstellen wollen, war das schon ein schöner politischer Erfolg.

 

Die anstrengendsten Momente waren die Jahre vor dem Coming-out. Den Anderen etwas vorzumachen, eigentlich nicht authentisch leben können und ständig diese Angst davor zu haben, was kommen wird. Die Anfeindungen bei Social Media sind natürlich nicht ausgeblieben.

 

Warst du privat denn schon geoutet oder kam das mit dem öffentliche Coming-out zusammen?

Das kam zusammen. Ich hatte höllische Angst davor, fremdgeoutet zu werden und dass dann irgendwann ein BILD-Reporter vor der Tür stehen würde und deswegen war das letzte Jahr wirklich Hölle. Mir war klar, dass ich die Frau leben muss und auch als die Frau wahrgenommen werden möchte, die ich schon immer war.

 

Mit welchen vergeschlechtlichten Codes sahst du dich als Frau nach deinem Outing konfrontiert?

Im Alltag fällt mir auf, dass du als Frau oder als Mensch, der feminin gelesen wird, jede Menge, teilweise üble sexistische Sprüche bekommst, also Catcalling ist trauriger Alltag (A.d.R.: bezeichnet sexuell anzügliches Rufen, Reden, Pfeifen oder sonstige Laute im öffentlichen Raum durch Männer gegenüber Frauen und stellt eine Form der verbalen sexualisierten Belästigung dar). Verbale sexuelle Belästigung - sowas passiert Männern eigentlich überhaupt nicht. Und darüber hinaus ist mir aufgefallen, dass Frauen im öffentlichen Raum völlig anders wahrgenommen werden. In den ersten Wochen war deutlich wahrnehmbar, dass Männer im öffentlichen Raum nicht oder selten ausweichen und viel zielstrebiger auf ihr Ziel zugehen, während Frauen immer – auch untereinander – den Schritt zur Seite machen. Dazu gibt es ja auch diverse Studien und es ist mir massiv aufgefallen. Nachdem ich männlich sozialisiert wurde, war ich gewohnt, dass ich gerade über einen vollen Hauptbahnhof laufen kann und als Frau wurde ich ausgebremst und angerempelt. Das zeigte mir sehr deutlich, wie subtil Geschlechter in der Öffentlichkeit unterschiedlich wahrgenommen werden und auch agieren und wie vehement sich diese geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen durchsetzen. Das brichst du als Einzelperson nicht auf, denn du kannst dagegen angehen, aber läufst Gefahr, dass Menschen dich umrempeln und es dir dann auch noch übel nehmen, dass du nicht ausgewichen bist. Da braucht es wirklich große gesellschaftliche Veränderungsprozesse, die sehr langwierig sein werden.

 

Für welche trans*Klischees gibt es welche Torte ins Gesicht?

Da gäbe es jede Menge, aber Torten sind dafür zu schade. Da gibt es eher ein schales Bier ins Gesicht. Gerade als transweibliche Person kannst du es Teilen dieser Cis-Gesellschaft ja nicht Recht machen. In erster Linie bin ich Frau und nur eine meiner Eigenschaften ist trans* zu sein. Natürlich möchte ich einfach als Frau wahrgenommen und akzeptiert werden, aber da ist ein gutes Passing wahnsinnig wichtig (A.d.R.: engl., Fähigkeit einer Person, als Mitglied desjenigen Geschlechts akzeptiert und gelesen zu werden, mit dem sie sich identifiziert). Von der einen Seite bekommst du den Vorwurf, dass trans* Frauen angeblich diese Geschlechterklischees zementieren und ich muss mich rechtfertigen, wenn ich mich als trans Frau besonders feminin kleide und wenn ich nicht passe, dann bekomme ich den ganzen transfeindlichen Hass dieser Gesellschaft ab, der mich als Frau nicht akzeptieren will, weil bestimmte körperliche Merkmale wie die Stimme oder Gesichtszüge dann eben männlich gelesen werden. Für die gesellschaftliche Akzeptanz wäre es natürlich leichter möglichst viele Operationen über sich ergehen zu lassen, aber nicht jede trans* Person kann es sich leisten 20.000 Euro im Gesicht zu verbauen, nur damit sie diese ganzen blöden Blicke nicht mehr abbekommt. Es kann nicht sein, dass Akzeptanz in der Gesellschaft vom perfekten Passing, Geldbeutel und von Operationen abhängt.

 

Selbst bei gutem Willen zur Akzeptanz stehen uns unsere Gehirne im Weg, die Muster erkennen (wollen) und die Umwelt anhand dessen kategorisieren. Das zu verlernen, ist natürlich verunsichernd und schwierig.

Genau, das ist unser kollektives Unvermögen, unsere Rechenleistung voll auszuschöpfen. Wir können nur einen Bruchteil der ganzen Eindrücke verarbeiten. Unsere Gehirne sind so programmiert, dass sie innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde anhand einiger Merkmale Menschen in Schubladen stecken, um nicht länger nachdenken zu müssen und das Bewusstsein nicht zu überfordern. Anhand einiger Merkmale sortieren wir  Menschen in Mann und Frau ein und wenn es nicht eindeutig ist, sind wir  verwirrt und erst dann müssen wir uns damit bewusst beschäftigen. Unsere Kultur geht seit Jahrhunderten von einem binären Geschlechtersystem aus und wenn Menschen dieses kollektive Bild von Geschlechtlichkeit sprengen, verunsichert das viele Menschen.

 

Gab es bei dir selbst irritierende Momente, in denen du dachtest: Wenn wir dieses binäre Geschlechtersystem dekonstruieren, was bleibt dann als identitätsstiftendes Instrument für meine eigene Verortung in dieser Gesellschaft?

Ich bin nicht so gestrickt, dass ich darüber nachdenke, die Binarität für mich selbst zu überwinden. Ich verorte mich klassisch binär im weiblichen Geschlecht, aber es gibt viele Menschen, die sich nicht einsortieren können und für die ist es noch am allerschwersten. Unabhängig von meinem Passing mache ich es dieser Gesellschaft ja relativ einfach. Sie müssen nur akzeptieren, dass ich falsch einsortiert wurde: männliche Schublade auf, mich heraus, die weibliche auf und wieder rein und dann passt es. Aber non-binäre Menschen ecken umso mehr an, weil da fehlt uns sogar die Sprache, um das überhaupt ausdrücken und vermitteln zu können. Es fehlen passende Pronomen und es fehlt in Teilen der Gesellschaft auch die Bereitschaft die Realität in der Sprache abzubilden.

 

Ich finde, es hilft, wenn wir uns vorstellen, dass wir die Gesellschaft nach einem anderen willkürlichen biologischem Merkmal - wie zum Beispiel der Augenfarbe - einteilen würden. Demnach wären die Supermarktregale nicht mehr pink und blau, sondern würden eingeteilt nach Produkten für Menschen mit brauner Augenfarbe und welchen mit grüner Augenfarbe, woran wir dann eine kulturelle Realität ausrichten, die dann wiederum mit Hierarchien belegt ist.

Das ist ein guter Vergleich. Und dann werden diejenigen, die das Produkt für die grüne Augenfarbe nehmen, auch noch abgewertet: sie zahlen mehr, sie kommen als Letzte an der Kasse dran und so weiter.

 

Ja, und andere Augenfarben kommen gar nicht vor.

 

Trans*aktivist*innen fordern freien Zugang zu Hormonen ohne bisherigen Beratungszwang, auch für transitionswillige Jugendliche. Wie stehst du dazu?

 

Eine Hormontherapie soll nach Abschluss der Diagnose und einem informierten Aufklärungsgespräch ohne Zwangspsychotherapie ermöglicht werden. Ich halte aber eine Diagnose für sinnvoll und notwendig. Bei anderen medizinischen Indikationen kann ich ja auch nicht die Selbstdiagnose erstellen und mir eigenständig Medikamente verabreichen.

 

Ich bekomme mit, dass viele, denen der aktuelle Weg zu holprig ist, sich zum Beispiel Testosteron auf dem Schwarzmarkt besorgen und es dann selbst dosieren, was ich für bedenklich halte, aber andererseits verstehe, wenn legale Hürden zu groß sind.

Das ist ein Spannungsfeld. Hohe Hürden können dazu verleiten, sich selbst Hormone auf dem Schwarzmarkt zu besorgen. Ich halte eine ärztliche Begleitung und eine Überwachung des Hormonspiegels für dringend notwendig, da es sonst zu gesundheitsschädigenden Dosierungen kommen kann. Generell ist die trans* Gesundheitsversorgung mangelhaft und muss dringend verbessert werden. Die Begutachtungsanleitung der Krankenkassen entsprechen nicht mehr dem Stand der medizinischen Erkenntnisse. Und die Begutachtungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen wird von vielen als demütigend empfunden.

Auch bei der Hormonersatztherapie habe ich den Eindruck, dass viele Ärzt*innen nach Laborstandardwerten vorgehen. Ich halte es für dringend notwendig, dass auch mehr in Forschung über die Wirksamkeit von hormonellen Behandlungsmethoden investiert wird. Das liegt grundsätzlich auch daran, dass medizinische Forschung weitgehend auf weiße Männer in einem gewissen Altersdurchschnitt aufgebaut ist. Wenn schon der weibliche Teil der Bevölkerung komplett ausgeblendet wird bei der Erforschung von Medikamenten, wundert es mich nicht, dass transgeschlechtliche Personen noch weniger Aufmerksamkeit bekommen. Da ist viel zu tun.

 

Ab Herbst wird sich das hoffentlich mit dir im Bundestag ändern.

Da können wir anfangen. Ja! Aber es gibt viel zu tun.

 

Auf welches Getränk und wohin lädst du Annalena Baerbock ein, wenn sie Kanzlerin wird?

Auf ein gutes Bier auf den Großen Falkenstein. Das ist zwar nicht der höchste Berg im bayerischen Wald, aber  er ist mein Hausberg. Manchmal braucht es einen Ausflug aus dem Tal heraus, um Dinge zu sehen, die im Alltag nicht mehr zu sehen sind.

 

Danke, Tessa!

 

Tessa wünschte sich Bio-Sauerteig-Brot mit Kümmel und Anis aus dem Holzbackofen. Auf die Stulle gab's Honigsenf, Camembert, Rucola und saisonale Bio-Erdbeeren.

 

Was Tessa tut, wenn sie nicht gerade Stulle isst, finden Sie in ihrer Internetwohnung:

 

tessa-ganserer.de 

 

Geschmackssinniges, Mai 2021.

 

Auf 'ne Stulle mit Autorin Raphaela Edelbauer

 

Elfriede Jelinek würde sie vermutlich bei Billa an der Wursttheke vorlassen. Und ich würde sie galant im Armdrücken gewinnen lassen. Habe mich allerdings aus Bizepsschwäche  gegen das Duell und aus jugendlicher Überheblichkeit für Stulle & Schnaps mit meinem literarischen Gangboss Raphaela Edelbauer entschieden. Letzteren lackiert sie sich in den Helm wie eine österreichische Türsteherin. Synchrontreue in Ernährung und literarischem Schaffen, denn was ihre Wunsch-Stulle angeht, beweist sie mit einem vegetarischen Reuben-Sandwich ähnliche Vielschichtigkeit wie mit ihren Romanen.

„Das flüssige Land“ hat mich mit seiner märchenhaft verschwommenen Erzählung und der eindringlichen Anklage an kollektive Verdrängungsmechanismen zum Fangirl avancieren lassen; auf DAVE, ihr neues Keinesfalls-Science-Fiction-Gestell über die Verschmelzung künstlicher Intelligenz mit menschlichem Bewusstsein freue ich mich, weil die komplexe Dystopie über die gleiche literarische Bisskraft wie ihr Debüt verfügt und mit noch akribischerem analytisch-philosophischen Unterbau aufwartet.

 

Wonach ihr neuer Roman schmeckt, wohin sie mit ihrer Lieblingsschriftstellerin essen gehen würde und was sie ihrer Freundin kocht, erliest sich frisch angerichtet hier:

 

Wonach schmeckt dein aktuelles Buch „Dave“?

Nach Papier und Leimkleber im eigentlichen Sinne, und nach Knircks Kargbrei, der Einheitsnahrung des darin beschriebenen Labors im uneigentlichen.

 

Dein Schreibverhalten in 3 Worten?

Impulsiv, libidinös, unablässig.

 

Was würdest du Ruth, der Protagonistin deines Romans „Das flüssige Land“, als Lieblingsessen zuschreiben?

Eine Auster mit einem Blatt Petersilie und Parmesan.

 

Ein Tag in den österreichischen Bergen: was kommt in deine Brotbüchse?

Ich werde jetzt massig an Sympathien einbüßen, aber leider würde Speck, Landjäger, Gruyere und als Sidegig ein paar Ablenkungstomaten und -gurken drin sein. Die Berge sind tendenziell unvegan.

 

Du darfst mit deiner Lieblingsschriftstellerin auf ein Dinner-Date (Wiener Geheimtipps?). Mit wem gehst du wohin?

Ich würde natürlich mit Elfriede Jelinek ins Steirerck gehen. Essen ist (neben – aber viel langlebigerer – Mode) das einzige, für das ich obszöne Mengen Geld ausgebe. Das Steirerck ist das beste Restaurant Österreichs und war zuweilen das viertbeste der Welt; und man muss nicht zwangsläufig einen Kredit aufnehmen.

 

Dein Tipp bei Schreibblockaden?

Hatte ich noch nie und werde es wohl auch nie haben, deswegen stehe ich bei dieser Frage immer recht nackt da.

 

Das heißt, es flowt immer oder kannst du zwar immer schreiben, aber dann trudeln die Passagen in die Überarbeitungsschleifen?

Letzteres. In diesen Phasen des Lektorats bin ich in Stuttgart und mit meiner Lektorin unterwegs. Was in Stuttgart gerade angesagt ist, dort gehen wir hin und ich werde völlig unverschämt das teuerste Essen bestellen. Da unsere Lektorate auch 12h dauern können, ziehen wir ganztägig durch die Stadt und essen demnach auch drei Mal.

 

Wer wärst du ohne deine Lektorin?

Wahrscheinlich etwas lost. Ich mag meine Lektorin sehr gern, wir sind auch gut befreundet und haben somit einen intensiven Austausch. UND: Sie hat mir meine jetzige Freundin vorgestellt. Ich wäre also vermutlich Single ohne sie.

 

Welches Nahrungsmittel hat keine Daseinsberechtigung?

Ich esse tatsächlich alles und auch alles gerne bis auf eine einzige Sache auf der Welt: Lakritze. Sie wurde in Österreich von Kaiser Joseph II verboten, weswegen für mehrere Jahrhunderte niemand diese eigentümliche Gummireifenspezialität aß und es zu einer genetischen Unmöglichkeit geworden ist, ihr nahezukommen.

 

Womit hast du dich betrunken, nachdem du 2018 den Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Preis bekommen hast?

Ich muss gestehen, dass ich mehr oder weniger durchgehend betrunken war dort, weil die Situation, drei Tage lang auf das Ergebnis eines im Fernsehen ausgetragenen Wettbewerbs zu warten, gelinde gesagt nervenaufreibend war. Dementsprechend habe ich sogar für ein Skandälchen gesorgt, aber mehr darf ich dazu leider nicht sagen.

 

Wozu hast du als Letztes Nein gesagt?

Zu einem Zuviel an Lesungen.

 

Wie ernährst du deine Inspiration?

Ich würde das Verhältnis eher umgekehrt beschreiben – die Inspiration ist das wie durch Photosynthese automatisch Aufkeimende, und ich fress‘ dann sie.

 

Welchen Titel würdest du diesem Kapitel deines Lebens geben?

Auf in die Binsen!

 

Welche 3 Lebensmittel sind symbolisch für dein Wesen?

Spanferkel; Österreichisch und aus Proteinen bestehend (wie ich!). Mascarpone – das Lebensmittel der fehlenden Impulskontrolle. Epoisse – mein Lieblingskäse und im übrigen auch der von Napoleon; gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Sache – aber nein, das stimmt ja gar nicht, ich bin total umgänglich. Metaphorische Fragen verleiten dazu, Dinge in sich hineinzulesen.

 

Bitte ergänze folgende Satzanfänge:

 

Künstliche Intelligenz und Bücher… sind gerade dann eine spannende Kombination, wenn die Verbindung keine allzu offensichtliche ist.

 

Essen und Frauen… sind meine zwei Lieblingssachen; wobei nichts davon eine „Sache“ ist, naturgemäß.

 

Sport und Lesereisen… sind leider häufig schwer vereinbar, aber durch meinen geradezu als Wahn zu bezeichnenden Bewegungsfanatismus turne ich zur Not das Flugzeug auseinander.

 

Bitte nenne 3 Bücher, die du liebst und welchen Snack du zur jeweiligen Lektüre empfehlen würdest.

Ich träume ja davon, etwas extrem Gestörtes als Fanartikel zu Büchern zu produzieren, etwa ein Gleitgel zu DAVE oder Slipeinlagen zu Das Flüssige Land. Ich esse generell in jeder Snacksituation Chips oder Oliven oder Gummischlangen, in dieser Reihenfolge. Ich liebe beispielsweise den Mann ohne Eigenschaften von Robert Musil, den Futurologischen Kongress von Stanislaw Lem und die Wolfshaut von Hans Lebert. So zum Beispiel.

 

Was kochst du gerne für deine Freundin?

Nach Möglichkeit immer etwas Anderes – besonders mochten wir beispielsweise Kimchi-Ppangs von der Youtuberin Mangchi (https://www.maangchi.com/recipe/kimchi-ppang).

 

Wessen Anerkennung freut dich?

Deine natürlich! Und generell die anderer Künstler.

 

Warum hast du dir ein vegetarisches Reuben-Sandwich gewünscht?

Als ich einen großen Teil meiner Zeit noch in Tel Aviv verbracht habe, habe ich das in einem Hipsterschuppen gegessen, in dem jedes Sandwich 25 Euro kostete. Deswegen habe ich mir angeeignet, diese Sandwiches selbst herzustellen. Man denkt einfach nicht daran, Kraut in ein Brot zu legen, obwohl es zusammen mit dem Käse einfach wunderbar passt.

 

Dein letztes Wort…?

Oachkatzlschwoaf.

 

Gesundheit! Danke, Raphi.

 

Raphaela Edelbauer wünschte sich ihre Stulle als vegetarisches Reuben-Sandwich. Zum Roggenbrot gesellten sich Meerrettichcreme, Fleischtomaten, Schweizer Rahmkäse und Blattspinat, während der fermentierte Rotkohl als angesäuerter Protagonist die Beschaffenheitsdifferenz beisteuerte.

 

Raphaela Edelbauers Internetwohnung kann man unter dieser Adresse besuchen:

 

raphaelaedelbauer.com (jetztdave.com)

 

Geschmackssinniges, Mai 2021.

 

Auf 'ne Stulle mit Sängerin und Songschreiberin Buket 

 

Buket hat Wirtschaftsinformatik studiert, bis ihr jemand verraten hat, dass sie singen kann. Man würde sie getrost auf der eigenen Beerdigung singen lassen und sich darüber freuen, dass sie neben den türkischen Popsongs, die sie als Kind auf Kassetten jodelte, nun englischsprachige Stücke aufdringlich schön zu einem Konzeptalbum verbastelt hat. Letzteres wird „To my Exes“  heißen und Bässe haben, die innere Organe verschieben. Was die Stimme angeht, darf man prophylaktisch die Kinnlade auf der Bluetoothbox verstauen und auf das Erscheinungsdatum im nächsten Frühjahr warten. Dass Buket auch Songs für andere Künstler*innen schreibt, schrumpft zur Nebensächlichkeit, wenn man sie Möwen imitieren hört. Unnütze Talente, ihre Lieblingsmusikerinnen und die türkische Henkersmahlzeit haben wir tiefenpsychologisch bei Avocado-Tomaten-Stulle ausgedeutet. Wohl bekommt's.

 

Buket, hast du Geschmack?

Ja, ich habe richtig Geschmack, weil ich frisch und fruchtig bin (lacht). Ich habe ein gut ausgeprägtes Geschmacksorgan. Ich esse sehr gerne sehr gut und gebe dafür auch gern etwas mehr aus. Ich gehe dann lieber einmal in ein gutes Sushi-Restaurant als ständig über den Lieferdienst zu bestellen. Ich liebe frisches Essen. Ich komme generell mit wenig klar, aber es muss gut sein. Wenn ich einen Burger esse, müssen es einfach 1000 hochwertig investierte Kalorien sein.

 

Entscheide dich!

 

Nie wieder singen oder nie wieder Gummitiere?

Nie wieder Gummitiere (grummelt). Es gibt ja noch Obst…

 

Auf der Bühne mit Lena oder Sarah Connor?

Mit Leni (guckt verliebt).

 

RnB oder Pop?

RnB!

 

Kopf oder Bauch?

Bauch.

 

Lieber Songs schreiben oder Songs singen…?

Lieber Songs schreiben. Schwierig, aber beim Schreiben habe ich einen noch emotionaleren Zugang. Beides ist sehr miteinander verknüpft, aber Schreiben kann ich auch noch, wenn ich irgendwann nicht mehr singen kann. Andersherum wäre es sehr schlimm für mich. Ich würde mich nicht mehr wohlfühlen, wenn ich nur noch die Texte anderer Leute singen müsste.

 

Ceasefire oder fireworks?

Ceasefire, weil es mein aktueller Song ist und ein Friedensangebot immer besser als ein kurzes Feuerwerk.

 

Wie schmeckt deine Musik?

Scharf! Sehr scharf, weil viel Leidenschaft und Energie drin steckt, aber meine Musik ist vor allem auch ein Slowcooker, weil der Entstehungsprozess länger dauert und qualitativ hochwertiger ist.

 

Womit belohnst du dich nach einem Tag im Studio?

Nach einem kreativen Prozess brauche ich etwas, das mir Energie zurück gibt, also schon etwas nährstoffreiches, aber manchmal geht es auch einfach um eine Belohnung. Dann gibt es einen Burrito, denn ich liebe Burritos!

 

Was isst du, wenn du kreativ bist?

Ich liebe Himbeeren und habe immer 5 Packungen da. Dazu esse ich dann meist noch Mandeln.  Wenn ich zu Hause schreibe und nicht in einer Session mit anderen Leuten, stehe ich morgens auf, trinke einen Kaffee mit Hafer – oder Sojamilch (aus ethischen Gründen bitte keine Kuhmilch!) und dann geht es los. Ich habe dann einfach auch keine Zeit für‘s Kochen, wenn ich schreibe, deswegen müssen es energiereiche kleine Snacks sein.

 

Deine schlimmste Essgewohnheit auf Tour?

Süßigkeiten! Ich verfluche es, aber sie stehen immer im Catering. Ich mag jegliches Gummizeug. Ich kann nicht dran vorbeigehen.

 

Isst du sie vor oder nach einem Auftritt?

Immer! Ich kann prinzipiell immer essen und das ist auch das Schlimme. Man geht ständig daran vorbei, greift immer zu und ersetzt dann auch mal eine ganze Mahlzeit mit dem Zeug. Deswegen habe ich zu Hause nichts. Bei der letzten Tour mit Lena war es nicht ganz so schlimm. Da war alles ziemlich clean, weil sie auch sehr viel Wert auf gutes Essen legt und selbst sehr fit ist. Es gab immer Rohkost, Obst und vegane Alternativen. Dazu kalt gepresste Säfte und Smoothies. Bei ihr wurden wir wirklich gut versorgt. In einigen Locations gab‘s dann trotzdem mal Süßkram. Dann haben wir auch gnadenlos zugeschlagen.

 

Worauf bist du stolz?

Ich bin stolz darauf, dass ich meinen Weg ganz allein aufgebaut habe und dann auch gegangen bin. Ich brauche zwar lange für Entscheidungen, aber wenn ich mich dann entschieden habe, dann ziehe ich auch durch mit allen Konsequenzen. Zu der Zeit als ich angefangen habe, Musik zu machen, war alles auch noch nicht so vernetzt. Da konntest du nicht einfach einen Song veröffentlichen ohne Plattenfirma. Du warst immer auf ein Label angewiesen und wurdest zur Ko-Abhängigkeit gezwungen und heute brauchst du weder Label noch Management, sondern du kannst alles online machen. Du bekommst einen Distributor und zack! ist der Song nach einem Tag online. Das war früher nicht möglich.

 

Was haben dein Lieblingssong und dein liebstes Lebensmittel gemeinsam?

Momentan ist mein liebster Song „Eigentlich Nein“ von Fabrice Noel. In dem Song geht es darum, dass er mit jemandem zusammen ist, bei dem er sich denkt: Hey, es ist ganz cool mit dir, aber eigentlich Nein! Und der Zusammenhang zu einem Lebensmittel wäre, dass ich gestern Abend Tacos gegessen habe und auch dachte, dass es zwar geil ist, aber eigentlich ist es nicht gut für mich.

 

Welche Frauen inspirieren dich und in welche Bar würdest du mit ihnen gehen?

Ich kenne mich in Berlin noch nicht so gut mit den Bars aus, weil ich erst vor einigen Wochen hergezogen bin, aber in Hamburg wäre ich ins Aurel gegangen, eine sehr schöne Cocktail-Bar. Ich würde natürlich gern mit Beyoncé trinken gehen, aber ich bewundere auch viele talentierte Frauen aus meinem Umfeld. Ich würde Revelle mitnehmen. Ich würde mich mit Rola dort treffen, mit Polina Vita oder Kiddo Kat. Das sind alles Frauen, die aus völlig verschiedenen Genres kommen, aber alle auf ihre Art talentiert und leidenschaftlich tun, was sie verdammt gut können. Ich finde sie bisher völlig unterbewertet. Wir lernen voneinander sehr viel und mit denen würde ich definitiv in einer Bar ordentlich feiern.

 

Welche Musik läuft bei dir zum Frühstück?

Gerade höre ich sehr viel Deutschpop und Rap. Ich höre gerade eine Playlist mit Chefket, Fabrice Noel und Klan.

 

Kannst du rappen?

Nein! Es gab Momente, in denen ich gezwungen wurde, zu rappen, was sehr peinlich war und daher werde ich das eher sein lassen.

 

Welches ist dein merkwürdigstes Talent?

Ich kann wie eine Möwe klingen.

(A.d.R.: Und das tut sie wirklich. Beweis gibt's drüben bei Instagram in den Highlights)

 

Beende folgende Satzanfänge.

 

Musik und Essen … bin ich von besessen.

 

Singen ist wie…der erste Biss in einen Burger. Man vergisst alles um sich herum, is(s)t im Jetzt und genießt.

 

Frauen und die Bühne… sind sexy.

 

Das beste Gericht nach einem Auftritt ist…ein BURRITO!!!!

 

Deine Henkersmahlzeit?

Das wären eher Gerichte aus meiner Kindheit, also klassisch türkische. Mein liebstes Gericht ist Kuru Fasülye, was eigentlich ein „Arme-Leute-Essen“ ist, aber ich liebe es sehr. Das ist ein Bohneneintopf. Meine Mama hat ihn immer vegetarisch gemacht. Dazu türkischen Reis, den Pilav, ein bisschen Jogurt und wenn man‘s richtig geil machen will, gibt es noch eingelegte Chilischoten und eingelegten Kohl obenauf. Einmal nochmal Dampf machen, bevor man geht. Lol.

 

Danke, Buket.

 

Buket wünschte sich ihre Vollkornstulle mit Avocado, Tomaten und schwarzem Pfeffer.

 

Buket wohnt auch im Internet. Und zwar hier:

 

https://www.buketofficial.com/

 

https://www.youtube.com/channel/UCo2kpOIhBBmSsIh3vrXilgw

 

https://www.instagram.com/buketmusic/

 

Geschmackssinniges, September 2020.

 

Auf 'ne Stulle mit Profi-Skateboarderin Kim Wibbelt

 

Profi-Skateboarderin Kim Wibbelt isst ihre Stulle mit Hummus, Käse & Jalapeños. Als wäre das nicht schon stark genug, ist sie auch noch Mitgründerin von Drop in e.V., dem Verein, der geflüchtete Jugendliche über politisch-kulturelle Bildung und Skateboardrollen verbindet. Die professionelle Flaschen-mit-dem-Skateboard-Öffnerin verrät ihr ultimatives Anti-Kater-Rezept (Suff! Nicht Tierhaar-Allergie!), ob wir bald die erste Frau im „9-Club“ haben werden und warum geflüchtete Kids auf’s Skateboard gehören.

 

Wenn du ein Gemüse wärst, welches wärst du?

Ich hatte keine Ahnung und fragte meine Freundin. Meine Freundin schrie natürlich “LAUCH”. Danach folgte eine “kleine Karotte” direkt gefolgt von “einer Erbse, weil sie davonkugeln kann und Prinzessinnen auf ihr einschlafen”.

 

Du liebst das New Yorker Skate-Feeling. Was isst du während eines Breaks im Central Park?

Oh ja, dort begann ganz ohne Gepäck und Skateboard (verschollen in Südamerika) meine Großstadtliebe. Dort aß ich zum ersten Mal Sushi und dies dann auch jeden Tag die nächsten zwei Wochen ohne Gepäck.

 

Welches ist dein Lieblingslebensmittel und was erzählt es über dich?

Mayonnaise (…mittlerweile vegan und ich merke keinen Unterschied!). Ich kann alles mit Mayonnaise essen. Ich denke, da kommen meine belgischen Wurzeln ‘raus und dass ich auf Diäten nicht viel gebe.

 

Welches Nahrungsmittel hat keine Daseinsberechtigung?

Stopfleber!

 

Während des Lockdowns in Österreich hingst du auf einer Berghütte fest. Was war dein Trostessen?

Halloumi mit Mayonnaise oder Spinatknödel.

 

Ich weiß, dass du rauchst. Natürlich nur wenn du trinkst. Was ist dein ultimatives Anti-Kater-Rezept?

Keinen Wein und Gin Tonic mixen und kein Bier. Vor dem Schlafen eine Elektrolytlösung, eine Ibu und Ashwaghanda. Fertig.

 

Was kann dein Skateboard, das eine Pizza nicht kann?

Mich süchtig machen. Pizza kann ich schnell über haben. Ich habe während des Abis als Fahrerin bei einem Pizzadienst gearbeitet und konnte keine Pizza mehr riechen oder essen. Skateboarding hat mich schon oft - im wahrsten Sinne des Wortes -  in die Knie gezwungen, aber genauso wieder über die Wolken gehoben. Es macht in meinen Augen süchtig, da man sich immer wieder an seine eigenen Grenzen bringt und sie überschreiten kann. Das muss gar nicht “gefährlich” oder immer risikoreicher sein, sondern eher noch kreativer, noch freier und ganz allein von mir selbst gesteckt.

 

Was isst du vor und was nach einem Skatecontest?

Ehrlich gesagt bin ich so aufgeregt, dass ich nicht mehr als eine Banane runter bekomme.

 

Warum gehören Frauen auf’s Skateboard?

Warum gehören sie denn nicht auf‘s Skateboard? Es ist die Möglichkeit, eine Kultur kennenzulernen, die so vielseitig ist, dass sich dort jeder wohlfühlen kann. Ich war 14, als ich angefangen habe, Steffi Wolter war 20/21, als eine der ersten Frauen in der deutschen Skateboardszene. Andere Mädels wie Lea Schairer (Deutsche Meisterin und nun Bundestrainerin), Sabrina Göggel und wenige andere waren Ende der 90er/Anfang 2000er mit mir präsent. Wir waren wohlmöglich die ersten präsenten Skatefrauen in Deutschland und waren natürlich immer bei den Jungs dabei, weil es noch keine Frauenteams gab und wir mit ihnen groß geworden sind. Ich hatte dann recht schnell Sponsoren und bin auf Europa- und Weltmeisterschaften herumgekommen und war dann entsprechend sichtbar.

 

Hat sich die Skater-Szene mittlerweile verändert, was die Geschlechtervielfalt angeht?

Bei den großen Sportmarken passiert diesbezüglich viel. Mein Freund Leo ist einer der bekanntesten und weltweit anerkanntesten Skater und er hängt auf dem Broadway über 50 Meter als Transgender-Person. Klar vermarktet Nike hier eine Identität, aber andererseits plakatieren sie es und sorgen für Sichtbarkeit.

Frauen-Skaten ist mittlerweile auch weit gekommen. Ich bin momentan im Pool der Jurymitglieder für die nationalen und internationalen Meisterschaften und wir judgen nach den Olympiakritierien. Da sind sich alle einig, dass wir auch gender-equal bewerten müssen. Ein Trick wird nicht besser bewertet, weil es „für eine Frau“ super ist, aber bei den Jungs mittelmäßig. Du brauchst natürlich Sprungkraft und die kann sich schon je nach Muskelanlage unterscheiden, aber es geht auch um Kreativität und um Athletik und da sollte man nicht unterscheiden. Die Jungs sind aufgrund der längeren Geschichte weiter vorne, aber die Mädels holen mittlerweile echt auf. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir die erste Frau im 9-Club haben. Es gab früher keine 12-jährige Weltmeisterin – die haben wir jetzt. Und lass‘ die mal groß werden!

 

Warum gehören geflüchtete Kids auf’s Skateboard?

Skateboarding ist eben auch ein Medium, um Menschen zu erreichen ohne Sprache, die uns leider zu oft trennt. Skateboarding ist ohne Sprache erlernbar und auch die Passion dahinter wird übermittelt und kann ohne Sprache angenommen werden. Dies sahen wir als Integrationschance und gründeten 2016 den „Drop In e.V.“.

 

Was genau macht der Verein „Drop in e.V.“?

Drop in e.V. ist eine Begegnungsstätte für unterschiedliche Jugendliche, die einen Platz brauchen und ihn oft auch suchen. Viele geflüchtete Jugendliche, aber auch Nachbarn haben hier auf dem RAW-Gelände einen Jugendtreff, der ein Ort zum Skaten, aber auch zum Lernen ist, denn wir bieten auch Unterricht an. Jugendliche können hier Selbstverteidigungskurse besuchen oder Kurse in Deutsch, Englisch oder in anderen Fächern, in denen sie Nachhilfe brauchen. Darüber hinaus haben wir auch einen inklusiven Ansatz und arbeiten mit körperlich oder geistig beeinträchtigten Jugendlichen. Und häufg sind wir auch Seelsorgende oder helfen bei Anträgen – so einen Asylantrag verstehe ich kaum. Diese Menschen wollen ihre Chancen hier nutzen, aber es wird ihnen unfassbar schwer gemacht.

 

Welche Hürden und welche Chancen siehst du in eurer Arbeit?

Innerhalb der Gruppen von Geflüchteten gibt es natürlich auch Rassismen. Zum Beispiel ist oft zu beobachten, dass zwischen Afghanen und Syrern eine Hierarchie besteht. Wenn ein 3-jähriges Kind zu einem 5-jährigen sagt: „Gib mir das Skateboard, denn du bist Afghane!“ …und es macht das, dann schluckst du erstmal. Wenn du in der nächsten Woche siehst, dass die beiden zusammen auf dem Skateboard stehen, passiert eben auch viel Schönes.

 

Beende folgende Satzanfänge:

 

Frauen und Skateboards sind mein Fluch und Segen des Lebens. Gehören wohl zu meinen Passionen.

 

Raus aus der Halfpipe und rein in (dein Lieblingsrestaurant?) das Fatoush - ein traditionell und zugleich innovatives Restaurant der arabischen Küche in Friedrichshain.

 

Abstand halten und Vegetarismus mag ich beides sehr gerne! Ich habe gerne meinen eigenen Tanzbereich - selbstbestimmt und möchte dies genauso für jedes Lebewesen auf diesem Planeten.

 

Ich weiß, wie man Bamboleo singt auf kimmisch.

 

Ich würde jedem, dem ich damit helfe, die Rollen vom Skateboard abschrauben.

 

In meiner Küche wird gemeinsam gekocht und während des Kochens muss ich leider noch aufräumen und putzen, damit ich das Essen mit den geliebten Personen genießen kann.

 

Skaten und Essen  sind Genussquellen in meinem Leben, die mich definitiv ausmachen und meine Stimmung beeinflussen.

 

Danke, Kim.

 

Kim Wibbelt hat sich eine Stulle aus Dinkelbrot gewünscht. Hummus, Käse und Jalapeños hat sie sich als Belag erbeten.

Hier geht's zu Kims Verein: http://www.dropin-ev.de/

 

Geschmackssinniges, Juni 2020.

 

Auf 'ne Stulle mit Musikerin Liv Solveig

 

Wie schmeckt deine Musik?

Meine Musik schmeckt wie ein ganz bunte Mischung aus verschiedensten Gewürzen und Zutaten. Irgendwie ist der Geschmack ungewohnt, fast schon seltsam, neu und ungewohnt, aber wenn man sich darauf einlässt, schmeckt man viele verschiedene „kulinarische“ Einflüsse und Geschmacksrichtungen.

 

Eine Woche ohne Essen oder eine Woche ohne Gitarre?

Ich kann immer essen und bin immer hungrig! Die Gitarre könnte ich dafür auch mal eine Woche stehen lassen (Feel-Guilty-Blick).

 

Was isst du, um kreativ sein zu können?

Wichtig ist vor allem das Getränk. Ohne Kaffee geht bei mir nichts. Ansonsten: Schokolade beflügelt mich zu Höchstleistungen.

 

Welche Frauen inspirieren dich und wo würdest du mit ihnen essen gehen?

Ich liebe meine Kolleginnen! Ich habe ziemlich viele Künstlerinnen in meinem Freundeskreis. Musikerinnen wie Balbina, Katja Aujeski, Magdalena Ganther von Mockemalör, SAFI, Synne Sanden aus Oslo, Sea Change aus Kristiansand und Tuva inspirieren

mich sehr! Ich würde alle zusammen zu mir nach Hause einladen. Es gäbe eine bunte Mischung aus Tapas, dazu mit Sicherheit sehr inspirierende Gespräche bis spät in die Nacht.

 

Worüber würdet ihr sprechen?

Zunächst würde es sicher um diverse Musik-Themen gehen. Als Singer-Songwriterin ist man ja sehr viel allein. Man schreibt Musik, man schreibt Texte, macht Booking – darum würde es wohl gehen. Natürlich auch um Social Media, wie man sich präsentiert usw. . Dann würden wir sicher auch viel über Musik sprechen, die man aktuell gut findet, oder über neue Projekte.

 

Wenn die Muse vorbei schaut, was würdest du ihr zu trinken anbieten, damit sie bleibt?

Kaffee und los geht’s!

 

Welches ist das emotionalste Lebensmittel für dich und warum?

Selbstgemachtes Brot von meiner norwegischen Großmutter mit gesalzener Butter und selbstgemachter Erdbeermarmelade (mit Erdbeeren aus dem Garten). Das holt meine ganze Kindheit  zurück. Nirgendwo habe ich besseres Brot und bessere Marmelade gegessen (lacht).

 

Welches Essen verbindest du mit deinen norwegischen Wurzeln?

Vor allem viel Fisch und Kartoffeln. Wenn ich in Norwegen bin, habe ich automatisch immer Lust auf Fisch. Aber auch chinesische WOK-Pfanne mit Tiefkühlgemüse und Salat mit Fertigdressing aus dem Glas. Das gab und gibt es immer bei meiner Tante, wenn ich sie besuche. Beides für mich total typisch „norwegisch“.

 

Kann man etwas essen, bevor man in der Elbphilharmonie spielt?

Ich kann immer essen! Aber kurz davor ging es (ausnahmsweise) wirklich mal nicht.

 

Wie war es für dich ein Solo auf Balbinas Konzert in besagter Elbphilharmonie zu spielen?

Bevor die Tür aufging und ich raus vor die 2000 Leute bin, hat mein Herz so heftig geschlagen. Es war irgendwie magisch. Zu Beginn des Stücks sollte es eine Improvisation aus Klavier und Geige geben, bevor dann das Orchester hinzukam. Ich hatte geplant, ganz langsam reinzugehen, während das Klavier schon anfängt zu spielen, aber es fing nicht an. Es war also einfach nur Stille! Balbina hatte vorher eine Ansage gemacht, in der sie im Schlusssatz meinte: „Es war nur noch Stille und ich gab ihr meine Stimme…!“ Dann bin ich einfach ins kalte Wasser gesprungen und habe mich drauf eingelassen, habe improvisiert und dann bin ich ziemlich losgeflogen. Es war als hätte Balbina ihre Musik durch mich hindurchfließen lassen. Das war ein schöner Moment.

 

Welcher Song war das?

Es gibt auf Balbinas neuer Platte ein paar Zwischenspiele, da ist ein Geigenzwischenspiel dabei, das ich ursprünglich eingespielt hatte. Das hat Balbina auf der Platte total umgeformt und ganz viele Geigen miteinander vermischt. Man kann auf der Platte im Übrigen auch mein Lachen im Hintergrund hören beim Zwischenspiel 2 (lacht). Dieses Solo habe ich dann auch beim Konzert gespielt. Ich habe mein ganzes Herz in die Geige fließen lassen.

 

Wann kommt das neue Album?

Ich plane Herbst 2020, aber das steht noch nicht ganz fest. Es wird gerade gemischt.

 

Welche Häppchen gibt es zum Album-Release?

Sekt und Bier für alle! Auf´s Haus. Wer denkt da schon ans Essen? Let‘s celebrate!

 

Vervollständige bitte folgende Satzanfänge:

 

Musik und Essen… sind Genuß pur. Von beidem bekomme ich Gänsehaut, wenn‘s gut ist.

 

Ich würde nur noch Stücke in Moll spielen, wenn… wer spielt schon in Dur?! Moll rules the world! Mir ist einfach nicht oft nach Dur. Ich schreibe viel, wenn ich melancholisch und nachdenklich bin. Es zieht mich einfach mehr zu Moll. Natürlich komponiere ich auch Stücke in Dur, aber es muss immer ein Moment von Schmerz mit dabei sein – ein Akkord, der dann nicht passt oder irgend ein Sound, der das Ganze reibt. Man kann aber die Schönheit eines C-Dur – oder F-Dur-Akkords nicht bestreiten. Es gibt auf dem neuen Album auch aufgehende Dur-Dreiklänge und Passagen, die total elegisch sind, aber da denke ich dann nicht über Moll und Dur nach, sondern darüber, was in dem Moment schön ist.

 

Alkohol hilft, wenn… ich mal meinen Kopf nicht ausschalten kann.

 

Danke, Liv.

 

Geschmackssinniges, Februar 2020.

 

Liv Solveig hat sich eine glutenfreie Stulle mit Avocado, Tomaten und italienischen Kräutern gewünscht.

 

Was sie so tut, wenn sie gerade nicht isst, kann man hier verfolgen:

 

Website: https://livsolveig.com/

 

Instagram: https://www.instagram.com/livsolveigofficial/

 

Facebook: https://www.facebook.com/livsolveigofficial/

 

YouTube: https://www.youtube.com/c/listentolivMusic

 

Auf 'ne Stulle mit Autorin Anne Büttner

 

Anne Büttner schreibt über alles außer Binnenschifffahrt, wenn sie nicht gerade eine Stulle isst - in der Böse-Buben-Bar in Berlin-Mitte - wo auch die anderen reichen Leute wohnen. Gesprochen haben wir über den Champagner zu ihrem Spiegel-Beststeller, ihre Schreibblockaden-Diät und die Lebensmittel, mit denen man ihre Texte bekleckern dürfte. Also über alles eigentlich, alles, außer Binnenschifffahrt.

 

Wonach schmeckt dein Buch „Der Rest ist das, was übrig bleibt“?

 

Es schmeckt angebrannt. Manchmal verbrannt und noch manchmaler [sic] hoffnungsvoll versalzen. Vordergründig aber schmeckt es wohl nach derber Rustikalität, zartbitter bis hart zart nuanciert. Trotzdem weder leicht bekömmlich noch leicht im Abgang. Aber dafür beim Anrichten Mühe gegeben. Das Auge liest schließlich mit. Naja. Und es schmeckt abgelaufen, dem Nachfrageüberhang sei` s gedankt.

 

Welches sind Reste, die typischerweise von deinem Teller übrig bleiben?

 

Zu viel Soße oder Dressing und der Teller als solches. Und wenn es Topfwurst gab, dann die. Und zwar komplett.

 

Dein Essverhalten in 3 Worten:

 

kalt schlägt warm

 

Was isst du bei Schreibblockaden?

 

Alles, was ich finde - bevorzugt Süßkram. Üblicherweise finde ich aber nie so viel. Entweder weil ich es bei der letzten Schreibblockade gegessen habe oder eben meinen Körper vor der nächsten schützen will. Nur wenn kein Eis da ist, und es ist NIE Eis da, muss ich dann doch nochmal los. Gelöst bekommen hab ich eine Schreibblockade, glücklicher- oder bedauerlicherweise, aber noch nie durch Essen. Und es ist ja auch kein Genuss, das Blockadenessen. Ist aber auch nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe ist es, mich kurz mit Magenschmerzen abzulenken und das klappt üblicherweise.

 

Was trinkst du, wenn dein Buch auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller steht?

 

Aus Höflichkeit den Champagner, den man mir sicher anreichen wird.

 

Du darfst mit deiner Lieblingsschriftstellerin auf ein Dining-Date gehen. Mit wem gehst du wohin?

 

Oha. Das ist schwierig. Was vor allem daran liegt, dass ich keine Lieblingsschriftstellerin habe. Also keine, deren Werk ich umfassend genug kenne, um sie guten Gewissens als Lieblingsschriftstellerin zu bezeichnen. Aber wenn, dann unbedingt Sibylle Berg. Mit ihr würde ich auch auf ein Dining-Date gehen, hättest Du mich nach meiner Lieblingsfachkraft für schweres Baugerät oder kniffelige IT-DingsbumsirgendwasmitkrassenHackingmoves gefragt. Mit Frau Berg suchte ich eine schöne Baustelle an einer vielbefahrenen Bundesstraße aus. Dort säßen wir in einem Baucontainerhochsitz, schauten aus der Kanzel auf die Arbeitenden und erfreuten uns der Funktionabilität und des Klangs der Baumaschinen, während wir uns Stullen, saure Gurken und Vorarbeiterinnen-Bowle schmecken ließen. Oder was auch immer angereicht würde.

Die zweite Frau, die mir ziemlich sofort einfiel, ist Insa Wilke. Sie ist zwar keine Schriftstellerin, aber als Literaturkritikerin ja im

gleichen "Betrieb" tätig. Mit ihr würde ich ebenfalls sofort auf ein Dining-Date gehen. Ob sie will oder nicht. Gern in eine Tapas-Bar. Oder beim Franzosen Meeresgetier speisen oder Antipasti in einem Ristorante. Letztendlich wäre es mir gleich - mir geht es primär um die Begleitung und ums Wort. Das ist mir oft mehr Genuss als Essen.

 

Nach diesem Interview haben Menschen wahrscheinlich das Bedürfnis, dir aufzulauern. Würdest du verraten, wo sich deine liebste Lokalität befindet?

 

Ich bin häufig im „Tres Tapas“ im Prenzlauer Berg. Falls es tatsächlich um ganz allgemeine Lokalität geht (also auch Bar), dann die Wohnzimmer-Bar oder Marietta in Prenzlauer Berg. Falls nicht: Ab jetzt eventuell häufiger im Nauta, Meeresgetier dinieren. Auch ohne Insa Wilke.

 

Eine Woche nicht schreiben oder eine Woche nicht essen?

 

Erhöhe auf: Eine Woche schreiben, zwei Wochen nicht essen. Oder was eben medizinisch vertretbar ist.

 

Mit welchem Lebensmittel dürfte man auf deine Texte kleckern?

 

Grundsätzlich kommt es natürlich drauf an, wer kleckert. Und darauf, ob vorsätzlich gekleckert wird oder eben (hoffentlich) nicht. Auf Online-Texte darf mit allen Lebensmitteln gekleckert werden. Ungern an meinem Rechner. Auf Print-Texte ebenfalls Kleckern mit allen Lebensmitteln erlaubt, solang noch (m)ein Exemplar lesbar bleibt. Auf meine handschriftlichen, noch nicht übertragenen Notizen: Gern nur mit textdurchlässigen Lebensmitteln. Da dieses Rohmaterial jedoch nur ich zu sehen (und zum vollkleckern) bekomme, würde ich, im Falle nichttextdurchlässigen Gekleckses, eventuell eine Woche nicht mit mir reden. Dann wär vermutlich wieder gut.

 

Bitte ergänze folgende Satzanfänge:

 

Veganismus… ist eine Form der Ernährung, aber (noch) nicht meine.

 

Essen und Frauen ... sind nicht wegzudenkender Bestandteil meiner Bedürfnispyramide. Frauen, Menschen generell, dabei auf mehr Stufen, denn Essen.

 

Massentierhaltung ... ist toleriertes Verbrechen und menschliches Armutszeugnis.

 

Welche Frage hätte ich dir stellen sollen?

 

Noch etwas Champagner, wie damals, als Dein Buch auf Platz 1 der Spiegel-Beststeller stand?

 

Danke, Anne. 

 

Anne Büttner hat sich ihre Vollkornstulle mit Rote-Beete-Creme und Camembert gewünscht.

 

Wer Annes neues Buch verlegen, ihre sonstigen literarischen Machenschaften verfolgen oder ihr Lobhudeleien schreiben möchte, klickt sich beherzt in ihre Internetwohnung:

 

www.allesausserbinnenschifffahrt.de

 

Geschmackssinniges, Oktober 2019.

 

Auf 'ne Stulle mit Künstlerin Ninou Kroeger (Schmidt)

 

Wie schmeckt deine Kunst?

 

Ich würde sagen süß, bitter und scharf. So wie Bitterschokolade mit Chili. Meine Kunst ist irgendwie schön, es gibt aber auch verstörende Elemente, was die Bitterkeit oder Schärfe begründet, die im Nachgang des Betrachtens vielleicht entsteht.

 

Lass uns davon ausgehen, dass du nächstes Jahr eine große Einzelausstellung im New Museum in Brooklyn haben wirst: welche Häppchen gibt es auf der Vernissage und was sollen sie mit deinen Gästen tun?

 

Es gibt auf jeden Fall Crepes mit Maronencreme, Datteln im Speckmantel und Käse mit Weintrauben. Ich würde mir davon wünschen, dass meine Gäste einen Geschmackssorgasmus hätten, denn so etwas hatte ich tatsächlich selbst einmal in dieser grandiosen französischen Bäckerei im KadeWe. Ich hatte eine spürbar körperliche Reaktion auf dieses Essen in Form eines Schauers und genau dieses Erlebnis würde ich den Gästen meiner Ausstellung auch wünschen.

 

Deine Lieblingskünstlerin trifft sich auf ein Dinner mit dir. Wer ist sie und wo geht ihr hin?

 

Ich hätte eine illustre Runde mit Jenny Saville, Marina Abramovic, Nan Goldin, Elisabeth Peyton und Eva Olivin bei Jacques in Neukölln. Gefolgt von einer heftigen Bartour.

 

Was würdest du mit jeder Einzelnen trinken?

 

Mit Eva Olivin würde ich Bier trinken und dazu Nüsschen knabbern. Das haben wir im Studium oft gemacht und dabei über unsere Arbeit gesprochen. Eva ist leider viel zu wenig bekannt, ich finde sie aber großartig. Wir haben uns gegenseitig immer sehr unterstützt und es gab den einen oder anderen sehr bierlastigen Abend. Mit Jenny Saville würde ich Whisky trinken, wahrscheinlich Whisky Sour – ich weiß gar nicht, ob sie das trinkt, aber das verordne ich jetzt so, es geht ja um mich (lacht). Sie ist Britin und malt auch nackte Leute. Sie malt Menschen, die nicht dem klassischen Bild von „Schönheit“ entsprechen, darunter auch Trans*- oder Inter*- Personen, auch viele „dicke Leute“. Sie hat dabei eine wunderbare Art Haut darzustellen und sie inspiriert mich sehr. Mit Marina Abramovic würde ich Rotwein trinken – ihre Dokumentation „The Artist is Present“ habe ich mit meinen Schüler*innen geschaut, weil ich zeigen wollte, was alles Kunst sein kann und darauf gab es viele eher negative Reaktionen von Lernenden, die zu Beginn Dinge sagten wie „Hä? Das soll Kunst sein?“. Im Laufe der Dokumentation

wurden sie aber immer ruhiger und leider hatten wir auch nicht genug Zeit, um den Film zu Ende zu schauen und darauf bot ich an, dass Freiwillige in einer Freistunde zu mir kommen können, um ihn anzusehen und es sind 5 Schüler*innen gekommen, da musste ich wirklich ein Tränchen verdrücken, weil ich gesehen habe, wie bewegt sie von einigen Passagen waren. Somit verbinde ich Marina Abramovic mit diesem rührseligen Moment und Rotwein. Mit Elisabeth Peyton würde ich auch Bier trinken. Sie ist auch Malerin, malt aber sehr dünn mit Öl, also ganz anders als ich, aber als ich zum Studium in New York war, habe ich eine Ausstellung von ihr gesehen und war begeistert. Die Photographin Nan Goldin macht wunderschöne intime Aufnahmen von Menschen, die auch eher zu den Randfiguren gehören. Sie ist Amerikanerin und gerade sehr aktiv gegen Oxycodon – dieses Schmerzmittel, was alle wahnsinnig schnell abhängig macht. Sie selbst war ebenfalls stark abhängig davon und deswegen überlege ich auch gerade, was ich mit ihr trinken würde... vermutlich Tee (lacht).

 

Was würdest du dir von dieser gemeinsamen Bartour erhoffen? Was soll enstehen?

 

Ich wünschte mir so etwas wie „Sisterhood“. Also ein Austausch unter Künstlerinnen, der in gegenseitiger Inspiration und Unterstützung mündet. Bis auf Eva sind das ja alles Künstlerinnen, die von ihrer Kunst leben können. Du hattest mich ja

explizit nach weiblichen Künstlern gefragt, aber auch so hätte ich bewusst nicht den weißen männlichen Künstler gewählt, weil es nach wie vor so ist, dass alle die, die nicht weiß und männlich sind, total unterrepräsentiert sind auf dem Kunstmarkt und es auch schwer haben, Zutritt zu finden und deswegen ist es mir auch wichtig, Künstlerinnengruppen zu haben, um sich auszutauschen und gegenseitig zu stärken.

 

Mir ist klar, dass in der Kunstwelt, die gleichen Strukturen greifen wie in der Gastronomie, nämlich, dass weiße Männer tendenziell auch weiße Männer fördern und sich somit ein System reproduziert, das Ausschlüsse von Personen in schwächeren gesellschaftlichen Positionen herstellt. Hast du dennoch eine Idee, was dieses Machtgefälle speziell in der Kunst so hartnäckig macht?

 

In meiner Abschlussarbeit „Kunst & Prostitution“ habe ich den Kunstmarkt auf Geschlechterverhältnisse untersucht. Dieses Ungleichgewicht hat eine sehr lange Tradition in der Kunstgeschichte und wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass Männer aufgrund ihrer gesellschaftlichen Position auch selbstbewusster und somit aggressiver auf dem Markt sind. Wenn man sich konkrete Statistiken anschaut, wird die Schieflage ja deutlich: unter den 10 bestbezahlten Künstler*innen der Welt ist eine Frau, wer bekommt die Retrospektiven im MoMA in New York? 90 Prozent Männer. Und diese Zahlen gehen immer so weiter. Ich will damit nicht sagen, dass Männer schlechte Kunst machen, aber Frauen machen auch keine schlechtere Kunst. Ich habe auch lange darüber nachgedacht, was die Frauen und Männer tun, die auf dem Kunstmarkt erfolgreich sind: Jeff Koons zum Beispiel hat eine Photoserie gemacht mit der Pornodarstellerin, mit der er verheiratet war, und sie gibt ihm einen Blowjob auf Knien und er steht da wie der Gott und da frage ich mich, was ist hier der Punkt? (Ninou zeigt mir die Bilder)

 

Es gibt ja offenbar keine zweite Ebene, die dieses Machtgefälle bricht oder irgendeine Frage aufwirft, sondern diese Bildsprache reproduziert einfach nur bestehende gesellschaftliche Machtverhältnisse und pornographisiert sie. Was machen die Frauen* anders?

 

Interessanterweise hat das Werk von Frauen oftmals auch etwas Sexuelles oder generell etwas sehr Preisgebendes. Aber das ist eine ganz andere Nummer, so hat sich zum Beispiel die Künstlerin Andrea Fraser dabei filmen lassen, wie sie mit einem Galeristen schläft. Das ist ein sehr bekanntes Video und sie hatte damit Erfolg, aber es nutzt eben die schwächere Position als Anklage an die Verhältnisse. Natürlich hat sich meine eigene Kunst durch diese theoretische Auseinandersetzung mit dem System weiterentwickelt, vor allem auch aus der Unlust heraus, an diesem System teilzunehmen. Ich hoffe also, dass man bei mir auch die Metaebene erkennt, die diesbezüglich immer mitschwingt.

 

Warum malst du nackte Frauen statt nackte Grapefruits?

 

Ich finde Frauen einfach sehr ästhetisch. Ich mag es, Haut und Rundungen zu malen. Auch ist es mir wichtig, Frauen mit den Augen einer Frau darzustellen. Offensichtlich geht es nicht ums Erfolgreichsein, denn das bin ich ja gerade nicht. Ich denke, es hat viel mit Erforschung zu tun. Ich interessiere mich dafür, was passiert, wenn eine Frau eine nackte Frau malt und was, wenn es ein Mann tut.

 

Denkst du, das hat auch etwas mit der sexuellen Orientierung zu tun? Sind Bilder von nackten Frauen sexualisierter, wenn sie von heterosexuellen Männern gemalt sind?

 

Ich selbst bin hetero und trotzdem haben meine Frauen manchmal etwas sehr Sexuelles. Das hat vielleicht auch mit der Erforschung der eigenen Sexualität zu tun – die Frauen, die ich male, sind manchmal sehr stark, manchmal sehr verletzlich, bei einigen hat man das Gefühl, die wollen sich kaum zeigen, andere wollen sich total zeigen und darin spiegelt sich natürlich auch meine Geschichte. Mich haben diese Standardbeobachtungen immer sehr aufgeregt: wenn Frauen mehrere Partner haben, sind sie Schlampen, Männer bekommen dafür ein High Five. Diesbezüglich bewegt sich ja momentan viel und das feiere ich total ab. Ich arbeite ja mit alten Photographien aus den 60er Jahren als Vorlagen und auch da fällt mir auf, dass es das schon immer gab: Frauen, die Lust hatten und auch ihre Lust zeigen wollten. Vielleicht geht es mir also um Befreiung und da darf Verletzlichkeit genau so Thema sein wie selbstbewusste Lust.

 

Was isst du, wenn die Muse gerade unterwegs ist und deine Inspiration fehlt?

 

Pizza!!!!

 

Danke, Ninou.

 

Ninou Schmidt wünschte sich eine Vollkornstulle mit Butter, Bergkäse, Salat und Feigensenf. Sie wohnt auch im Internet und zwar genau hier: 

 

https://www.ninoukroeger.com/.

 

Geschmackssinniges, Oktober 2019.

 

Auf 'ne Stulle mit Schauspielerin Magdalena Steinlein

 

 

Eine Stulle ist…

 

…am Besten, wenn sie selbstgemacht ist. Nachdem ich das Buch „Ich bin raus“ von Robert Wringham gelesen hatte, in dem er darüber schreibt, dass man zu viel Geld ausgibt für Dinge, die man nicht braucht und dass man in diesem kapitalistischen System immer nur arbeitet, um wieder Geld auszugeben und sich zu belohnen, wurde mir bewusst, wieviel Geld ich für „to-go“-Lebensmittel wie Kaffee oder belegte Brote ausgebe. Der erste Gedanke war natürlich, dass das eine furchtbare Verschwendung von Ressourcen ist und als ich dann wieder begonnen habe, meine Stullen selbst zu schmieren, mir selbst mein Porridge im Glas anzurühren und sogar meinen geliebten Kaffee im Schraubglas mitzunehmen, ist mir aufgefallen, dass es einfach viel besser schmeckt.

 

Ein durchschnittlicher Drehtag: Was isst du an so einem Tag?

 

Nichts allzu Schweres. Meine Konzentration leidet dann immer als Erstes darunter. Generell kein Fleisch, das liegt mir lange und schwer im Magen. Lieber eine Suppe, viel Obst & Gemüse, auch gerne ein belegtes Brot. Beim Catering gibt es oft das Problem, dass man einfach alles jederzeit essen kann. Das verführt dazu, ständig irgend etwas in sich hineinzuschaufeln, teilweise auch um die langen Wartezeiten zu überbrücken. Es ist manchmal schwer, da „Nein!“ zu sagen und das gelingt mir natürlich auch nicht immer. Zumindest habe ich es geschafft, nicht 5-10 Becher Kaffee am Set oder während der Proben zu trinken.

 

Welche Essgewohnheiten sind dir peinlich?

 

Gib mir eine Tüte „Nimm2“. Ich nehme das Angebot aber nicht so genau und esse die ganze Tüte auf, ohne zu überlegen. Ist nicht unbedingt mir unangenehm, aber meinem Insulinspiegel.

 

Eine ganze Tüte „Nimm2“? Wie lange dauert es, bis der Gaumen wieder verheilt ist?

 

Zwei Tage!

 

Welches ist dein Lieblingsrestaurant?

 

„Zeit für Brot“ in Berlin, kein Restaurant, aber eine fantastische Bäckerei mit den besten und saftigsten Schoko-Schnecken der Welt. Das Café ist lichtdurchflutet und es ist immer genug Platz. Ich arbeite da unheimlich gerne und beobachte Leute.

 

Ich gebe dir 5 Euro und du sollst dir davon ein Abendessen kaufen: Welche Nahrungsmittel würdest du kaufen?

 

Ich würde versuchen, mir davon beim Bäcker ein frisches Landbrot zu besorgen. Dazu ein Stück gesalzene Butter und eine Tomate. Mehr bräuchte ich nicht.

 

Das emotionalste Lebensmittel für dich?

 

Kartoffelschalen. Als Kind gab es ein Schwein in der Nachbarschaft, das hatte interessanterweise ebenso blonde Locken wie ich früher, und das bekam immer die übriggebliebenen Kartoffelschalen aus unserem Haushalt. Diese Kartoffelschalen waren für mich aber ebenso lecker und so bekam ich die eine Hälfte der Schalen und das Schwein die andere. Wir waren sozusagen das Dreamteam der biologischen Abfallbeseitigung und alle nannten mich daraufhin Lockenschwein. Nachdem mir zum ersten Mal die Haare geschnitten wurden, waren die Locken weg, Kartoffelschalen knabbere ich allerdings bis heute noch gern.

 

Was kommt dir nicht in die Küche?

 

Maggi Fix. Das größte Verbrechen, das je an den heimischen und exotischen Kräutern begangen wurde.

 

Wenn du etwas nicht Essbares essen könntest, was wäre das?

 

Meinen Freund. Oder Blumen. So eine Tulpe schmeckt zum Beispiel sicher gut, Sonnenblume wäre eher nicht so meines – zu labberig. Und Rosen würde ich gern probieren, weil mich der Duft einfach betört. Ansonsten wäre Duschgel sicher noch interessant.

 

Oh ja, da fällt mir gleich diese Erdbeer-Kinderzahnpasta ein, die toll schmeckte, aber man durfte sie nie essen. Sei ehrlich, hast du sie gegessen?

 

Ich glaube, die hatte ich gar nicht. Bei uns in der Familie gab es weder einen Fernseher mit Empfang noch hatte ich eine Barbie oder Ähnliches. Ich bezweifle, dass es so „neumodisches“ Zeug wie eine Zahncreme mit Erdbeergeschmack gab (lacht).

 

Was hast du immer im Kühlschrank und was sagt das über dich?

 

Butter und Kaffeebohnen. Ich habe einen hohen Verschleiß an beiden Lebensmitteln und achte penibel darauf, dass immer etwas zu Hause ist. Butter darf bei mir gern an alle Gerichte und sehr dick auf’s Brot. Alles schmeckt besser mit Butter. Das ist für mich einfach das Symbol für ein genussvolles Leben – sozusagen mein „Deutsche Vita“.

Ohne Kaffee würde ich zwar überleben, aber er würde mir unheimlich fehlen. Ich habe in der Fastenzeit mal auf Kaffee verzichtet, das war furchtbar. Es ist ein Ritual für mich, morgens mit meinem Kaffee in der Hand Dinge zu tun, die mir gut tun – lesen, auf der Hängematte auf dem Balkon baumeln, im Winter eingekuschelt in meinem Lieblingssessel sitzen...das setzt die Grundatmosphäre für einen guten Tag.

 

Was wäre deine Henkersmahlzeit?

 

Linguine mit selbstgemachter Arrabiata mit Parmesan und kleinem Spinatsalat anbei. Dazu ein Glas Rotwein. Oder zwei. Und natürlich einen Espresso am Ende. La Dolce Vita bis zum Tod.

 

Magdalena Steinlein wünschte sich ihre Stulle mit viel Butter, Tomatenmark, Bergkäse, Apfelscheiben und Pfeffer. Man kann sie in ihrer Internetwohnung besuchen unter: 

 

https://www.magdalenasteinlein.de/  

 

Geschmackssinniges, September 2019.

 


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